Rückblick auf KW 29 in der MLB
Liebe Baseballgemeinde, willkommen zum Rückblick auf die Woche 29 in der Major League Baseball.
Letzte Woche war das Homerun-Derby und das All-Star Game. Bevor wir zu den Highlights dieser Events kommen, möchte ich nochmal auf meine Artikel zum Stand des Playoff-Rennen in der AL und NL hinweisen.
Im Home Run-Derby konnte Cal Raleigh seine herausragende erste Saisonhälfte mit dem Sieg krönen. Der Mariners-Catcher schlug insgesamt 54 Homers und nutzte dabei eine kontroverse Tiebreaker-Entscheidung perfekt aus. In der ersten Runde war er mit Brent Rooker mit 17 Homeruns gleichauf, qualifizierte sich aber dank eines 0,08 Fuß längeren Homers für die Halbfinals. Es ist schon witzig, dass man in der MLB 0,08 Fuß messen kann und in der NFL wird immernoch mittels Kette entschieden, ob ein First Down erreicht wurde. Mit seinem Vater als Pitcher und seinem Bruder hinter der Plate verwandelte Raleigh einen Kindheitstraum in Realität. Die Semifinals dominierte er mit 19 Homern gegen Oneil Cruz, bevor er im Finale mit 18 weiteren Longballs Junior Caminero (15) besiegte. “Es bedeutet mir die Welt”, sagte Raleigh nach seinem Triumph. Als MLB-Leader in Home Runs und All-Star-Starter bestätigte er damit seinen Status als einer der aufregendsten Power-Hitter der Liga.
Im All Star Game konnte die National League mit 7:6 gewinnen. Dies aber nicht im regulären Spiel, sondern in einem historischen Home Run Swing-Off. Nach einem 6:6 nach neun Innings kam es zum ersten Mal überhaupt zu diesem Tiebreaker. Kyle Schwarber von den Phillies war der absolute Star und MVP des Abends, der alle drei seiner Swings für Home Runs verwandelte. Die AL hatte zwischenzeitlich mit 6:0 zurückgelegen, kämpfte sich aber spektakulär zurück, das größte Comeback in der Geschichte des All-Star Games.
Nun kommen wir aber wieder zum Tagesgeschäft der MLB und dem aktuellen Standings.
Standings
American League East
Die Toronto Blue Jays behaupten weiterhin die Spitze der AL East und stehen bei 58-41. Aktuell haben sie sieben Siege aus den letzten zehn Spielen, darunter ein Sweep gegen die Giants, und ein +26 Run Differential, damit gelang ihnen ein guter Start aus dem All Star Break und mit ihnen ist weiter zu rechnen. Dahinter, mit 3 Spielen Rückstand, liegen die New York Yankees (55-44), die aktuell wieder etwas besser drauf sind und in den letzten 10 Spielen eine Bilanz von 7-3 haben. Die Boston Red Sox, 5 Spiele zurück, sind ebenfalls im Rennen (54-47) und gewinnen derzeit wieder an Fahrt – acht Siege aus zehn Spielen sprechen eine klare Sprache. Die Tampa Bay Rays straucheln dagegen etwas: Nur drei Siege in der letzten Woche und ein kleiner Rückschritt in der Tabelle (6,5 Spiele zurück). Auch wenn das Run Differential mit +70 immer noch sehr solide ist, braucht es bald wieder eine Serie um eventuell nochmal ins Playoffrennen eingreifen zu können. Am Tabellenende bleiben die Baltimore Orioles (44-54).
American League Central
Die Detroit Tigers (60-40) marschieren weiter und haben mit 60 Siegen aktuell die beste Bilanz in der Liga. Zwar war die letzte Woche mit nur vier Siegen aus zehn Spielen durchwachsen, aber mit +83 Runs und einem insgesamt tiefen Lineup bleiben sie der Favorit in der Central. Die Cleveland Guardians konnten mit einer 8-2-Serie zuletzt Boden gutmachen und stehen bei 48-50 – das reicht für Platz zwei, ist aber dennoch elf Spiele hinter Detroit. Die Minnesota Twins (48-51) und Kansas City Royals (48-52) liefern sich ein enges Duell im Mittelfeld, wobei die Twins mit -8 und die Royals mit -28 Runs leicht negativ dastehen. Am Tabellenende stehen die Chicago White Sox, die mit 35-65 und einem katastrophalen -78 Differential den Anschluss komplett verloren haben. Allerdings konnten sie am Wochenende den ersten Sweep der Saison feiern, gegen ein Team gegen das es wohl kaum eine Überraschung ist: die Pittsburgh Pirates.
American League West
In der AL West bleiben die Houston Astros mit 57-42 das Maß der Dinge, auch wenn sie zuletzt nur drei ihrer letzten zehn Spiele gewinnen konnten; darunter Serienniederlagen gegen die Guardians, Rangers und Mariners. Es bleibt abzuwarten ob sie den, bis Ende Juli leichteren Schedule mit Serien gegen die Diamondbacks, Athletics und Nationals nutzen können um wieder Momentum aufzubauen. Die Seattle Mariners (53-46) bleiben mit vier Spielen Rückstand in Schlagdistanz. Der Juli läuft für sie aber bisher ganz gut (9-6), mit Seriensiegen gegen die Tigers und Astros. Dahinter kämpfen die Texas Rangers (50-50) und Los Angeles Angels (49-50) im .500-Bereich um die letzte Chance auf ein Wildcard-Rennen. Die Rangers wirken defensiv gefestigter, während die Angels mit -59 Runs weiterhin viele Fragen offenlassen, aber gerade die Serie gegen die Phillies gewonnen haben. Die Athletics bilden das Schlusslicht und sind mit 42-59 sowie -136 Runs bereits weit abgeschlagen.
National League East
In der NL East ist es weiterhin ein enges Rennen an der Spitze: Die Philadelphia Phillies (56-43) führen knapp vor den New York Mets (56-44), die ihnen dicht auf den Fersen bleiben. Beide Teams konnten vier der letzten zehn Spiele gewinnen, doch die Mets zeigen mit +39 Runs im Vergleich zu den +60 der Phillies eine etwas schwächere Bilanz. Beide Teams hatten einen Stolperstart nach dem All Star Break, die Phillies verloren die Serie gegen die Angels, die Mets die Serie gegen die Reds. Dahinter bricht der Abstand deutlich ab: Die Miami Marlins rangieren mit 46-52 im grauen Mittelmaß und werden wohl eher keine Rolle mehr spielen. Die Atlanta Braves, lange als Contender gehandelt, sind mit 43-55 und -1 Run Differential mittlerweile im Niemandsland angekommen. Ganz unten stehen die Washington Nationals, die mit 39-60 und einem erschreckenden -112 Runs die schlechteste Run-Bilanz der Division aufweisen.
National League Central
Die Chicago Cubs und Milwaukee Brewers liefern sich ein packendes Rennen an der Spitze der Division: Beide Teams stehen bei 59-40, mit starken Run Differentials (+123 für Chicago, +85 für Milwaukee). Die Brewers legten zuletzt mit zehn Siegen in Folge, darunter ein Sweep gegen die Dodgers, einen beeindruckenden Lauf hin. Seit dem 17. Juni (damals 6,5 Spiele Rückstand auf die Cubs) sind sie 20-5 – der beste Record der MLB in diesem Zeitraum. Offensiv glänzte Milwaukee besonders mit Runners on Base, während das Pitching kaum Hits oder Walks zuließ. Schlüsselspieler wie Christian Yelich und Jackson Chourio fanden rechtzeitig zur Form zurück. Die Cubs gingen im gleichen Zeitraum nur 14-12 – dadurch teilen sich beide nun die Spitze. Dahinter folgen die Cincinnati Reds (52-48, +37 Run Differential) und die St. Louis Cardinals (51-49), die trotz positiver Bilanz zuletzt drei Niederlagen kassierten. Die Pittsburgh Pirates (1-9 aus den letzten zehn Spielen, -73 RD) drohen den Anschluss endgültig zu verlieren.
National League West
In der NL West führen die Los Angeles Dodgers (58-42) das Feld an – trotz einer 2-8-Serie zuletzt. Die San Diego Padres (54-45) bleiben mit dreieinhalb Spielen Rückstand in Reichweite und zeigen sich formstabil. Dahinter wird es eng: Die San Francisco Giants (52-48) straucheln mit fünf Niederlagen in Serie, auch wenn das Run Differential mit +8 noch ausgeglichen ist. Der Sweep gegen die Blue Jays am Wochenende schmerzt dabei besonders (siehe Serie der Woche). Die Arizona Diamondbacks könnten mit 50-50 und einem kleinen Aufwärtstrend (vier Siege in Folge) zum Dark Horse werden. Ganz unten die Colorado Rockies: Nur 24 Siege, ein Run Differential von -253 und kaum Aussicht auf Besserung damit sind sie derzeit das schlechteste Team der Liga.
Serie der Woche
Als Serie der Woche komme ich natürlich nicht um die Serie der Giants bei den Toronto Blue Jays vorbei. Die Blue Jays, die sich spektakulär von 8 Spielen Rückstand Ende Mai auf Platz 1 der AL East gekämpft und dabei einen beeindruckenden 28-13 Run hingelegt, während die Giants mit ihrer 24-25 Road-Bilanz zu kämpfen haben. Das große Thema der Giants ist Rafael Devers, der in seiner Karriere gegen Toronto dominierte (.307/.368/.569 mit 24 Home Runs), aber aktuell mit Rücken- und Leistenproblemen zu kämpfen hat. Justin Verlander sucht weiterhin nach seinem ersten Sieg der Saison und trifft auf ein Blue Jays-Team, das zwar wenig strikeouts kassiert, deren Pitching-Staff allerdings anfällig für Home Runs ist. Die Defensive wird entscheidend sein: Toronto führt MLB mit +16 Outs Above Average, während die Giants bei -12 stehen. Nur Patrick Baileys herausragende Catcher-Skills kaschieren die Schwächen. Mit nur 45.3% Playoff-Odds stehen die Giants unter Druck, während die Blue Jays (83.7%) ihre Momentum nutzen wollen.
San Francisco Giants @ Toronto Blue Jays
Und so muss Verlander weiterhin auf seinen ersten Sieg warten, denn die Blue Jays gewannen das Spiel am Freitag mit 4:0 gegen die Giants, in einem Spiel, das die typischen Giants-Probleme verkörperte. Trotz 11 Hits konnten die Giants keinen einzigen Run erzielen, erst das siebte Mal in der Franchise-Geschichte kam so etwas vor. Mit 0-for-9 mit Runners in Scoring Position war es die Kulmination und das Spiegelbild dieser Saison. Rafael Devers hatte ein Double mit 104.6 mph Exit Velocity, der in 11 Ballparks ein Homer gewesen wäre, hier aber von der Outfieldwand abprallte. Justin Verlander erlebte einen weiteren katastrophalen Start: er hielt nur 2.2 Innings durch und verbuchte 9 Hits, 4 Runs und null Strikeouts. Die Blue Jays schlugen alle vier Runs im zweiten Inning zum Endstand. Blue Jays Starting-Pitcher Chris Bassitt hingegen überstand 6.1 Innings trotz 10 zugelassener Hits. Auf der Seite der Giants stabilisierte Tristan Beck das Pitching mit 4.1 starken Relief-Innings.
Die chronischen Probleme der Giants setzten sich auch in Spiel 2 fort. Logan Webb kämpfte sechs Innings lang mit konstanten Baserunners, bevor ein desaströses sechstes Inning mit vier Runs das Spiel entschied. Die Offense blieb erneut erschreckend schwach - nur vier Hits, davon Willy Adames’ zwei Solo-Homeruns als einzige Highlights. Eric Lauer dominierte über sechs Innings mit sieben Strikeouts und schickte die ersten 13 Batter wieder ins Dugout. Besonders schmerzhaft: defensive Aussetzer wie Heliot Ramos’ verpasster Catch und ein zu langsamer Relay kosteten runs. Während Addison Barger für Toronto mit 4-for-4 brillierte, kombinierten alle Giants außer Adames für nur zwei Hits. Ein typisches Beispiel für die aktuelle Misere. Die Jays haben die Giants mit zwei Four-Run-Innings überrollt. Die Giants haben in 18 Innings nur drei Mal gescort, 20 Mal gestrikeout und keinen einzigen Walk gezogen. Außerdem sind sie hitless in 10 At-Bats mit Runners in Scoring Position.
Auch im dritten Spiel setzte es für San Francisco eine bittere Niederlage – 8:6 für Toronto und der Sweep war perfekt. Robbie Ray erlaubte fünf Runs in 4.1 Innings, im Relief gab Spencer Bivens den entscheidenden Two-Run-Homer an Addison Barger ab. Trotz 12 Hits konnten die Giants nie wirklich Kontrolle gewinnen, auch weil sie defensiv erneut patzten – Ramos wirkte im Outfield unsicher, Lee wurde beim auf den Bases ausgemacht. Die Blue Jays feierten ihren zehnten Heimsieg in Folge – die Giants dagegen taumeln weiter.
Interessanter Fakt, im Zahlen- und Statistiksport Baseball: In jedem der 3 Spiele war es ein 4-Run Inning der Blue Jays das die Entscheidung brachte. Die Blue Jays konnten so ihre Position in der AL East festigen, während die Giants in der NL West und im Wildcard-Race etwas an Boden verlieren.
Spieler der Woche
Zum Spieler der Woche möchte ich diese Woche Ronald Acuña Jr. nominieren, denn er lieferte gegen die Yankees einen spektakulären Outfield Assist ab. Im dritten Inning fing er Cody Bellingers Deep Fly Ball an der Foul Line und warf – praktisch aus dem Stand, ohne Anlauf – eine perfekte Rakete zu Third Baseman Nacho Alvarez Jr., der Jorbit Vivas beim Advance von Second austaggte. Besonders beeindruckend: Acuña hatte kein Momentum, der Wurf kam komplett aus dem Arm. Alvarez blieb stoisch an 3rd Base stehen, sodass Vivas keine Warnung hatte.
In der Serie der Braves gegen die Yankees lieferte er außerdem überzeugende Zahlen ab. Einen Batting Average von .363, einen überragenden OPS von 1.371. Dabei hatte er 4 Hits, 2 RBIs aber nur einen Homerun.
Around the League
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Die Tampa Bay Rays bekommen einen neuen Owner. Stu Sternberg, der die Franchise 2004 für 200 Millionen Dollar erworben hatte, hat sich grundsätzlich darauf verständigt, das Team für 1,7 Milliarden Dollar an eine Gruppe um Patrick Zalupski zu verkaufen. Der Deal soll bereits im September abgeschlossen werden. Zalupski ist ein Homebuilder aus Jacksonville und CEO von Dream Finders Homes, einem Unternehmen, das seit 2008 über 31.100 Häuser verkauft hat. Zur Investorengruppe gehören auch Bill Cosgrove von Union Home Mortgage und Ken Babby, Owner der Akron RubberDucks und Jacksonville Jumbo Shrimp. Der Verkauf kommt nicht überraschend. Nach Hurricane Milton, der das Dach des Tropicana Field zerstörte, zog Sternberg sich aus dem geplanten Stadion-Neubau zurück. Die unerwarteten Kosten waren zu hoch, das Budget gesprengt. Commissioner Rob Manfred und andere Owner übten daraufhin Druck aus, die Franchise zu verkaufen. Zalupski bevorzugt Tampa gegenüber St. Petersburg als Standort, aber die Stadion-Frage bleibt ungeklärt. Aktuell spielen die Rays im George M. Steinbrenner Field, der Yankees’ Spring Training Facility. Eine endgültige Lösung für das Venue-Problem steht noch aus. Der Deal muss noch von den MLB-Ownern genehmigt werden.
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Das nächste große Thema der Liga bahnt sich an: die Diskussion um den Salary Cap nach dem Ende des aktuellen CBA 2026. MLBPA Executive Director Tony Clark bleibt vehement dagegen und nennt es “institutionalisierte Kollision”. Während Commissioner Rob Manfred bestreitet, aktiv für einen Cap zu werben, sehen die Spieler die Schrift an der Wand – ein möglicher Lockout droht. Die Zahlen zeigen das Problem: Die Dodgers geben projizierte $563 Millionen aus, während White Sox und Marlins unter $91 Millionen bleiben. Clark argumentiert, dass bestehende Systeme verbesserbar sind, ohne ein Cap zu installieren. 2026 steht das World Baseball Classic und die Fußball WM an. Ein Lockout wäre in diesem Umfeld wohl keine gute PR.
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Ich berichtete vor einigen Wochen, dass John Oliver den Erie SeaWolves, dem Double-A Affiliate der Tigers, ein neues, abgefahrenes Maskottchen verpasst hat: das Moon Mammoth. Das Maskottchen hatte nun am Wochenende Premiere.
Vorschau auf die kommende Woche
Anfang nächster Woche spielen die Red Sox bei den Phillies und die Yankees bei den Blue Jays. Beide Spiele haben Implikationen für das Playoff-Race in beiden Ligen.
Zum Wochenende gibt es viele interessante Serien mit Implikationen für die Playoffs; anstatt sie aber runter zu schreiben poste ich das Ganze als Screenshot:


Das war’s für diese Woche – wir lesen uns nächsten Montag wieder, wenn es wieder heißt: Inside the Dugout – der deutsche MLB-Wochenrückblick!
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