Rückblick auf die Championship Series in der MLB

Published on 21 October 2025 by Stefan Dillinger

Liebe Baseballgemeinde, willkommen zum Rückblick auf die Championship Series in der Major League Baseball.

Seattle Mariners @ Toronto Blue Jays

Die Mariners trafen in der ALCS auf die Blue Jays, in einem Duell zweier nahezu gleich starker Teams. Beide Offensiven gehören zur Ligaspitze (Mariners 113, Blue Jays 112 wRC+), unterscheiden sich aber im Profil. Seattle opfert Defense (-29 FRV) zugunsten von Power (Cal Raleigh), Toronto überzeugt als bestes Fielding-Team der MLB (+44 FRV). Die Blue Jays gewannen ihre Division Series in vier Spielen souverän gegen die Yankees, angetrieben von einem wiedererstarkten George Springer (166 wRC+) und Vladimir Guerrero Jr. (137 wRC+). Fraglich bleibt die Einsatzfähigkeit von Bo Bichette, der nach Knieverletzung wohl nur als DH agieren kann. Auf dem Mound stützt sich Toronto auf Kevin Gausman (3.59 ERA, 3.41 FIP) und Rookie Trey Yesavage, während Seattle mit Luis Castillo, George Kirby und Logan Gilbert kontert. Verletzungen und Extra-Innings in der ALDS könnten die Mariners-Rotation nachhaltig ermüdet haben.

Spiel 1 - 3:1 Mariners

Und entgegen meiner Prognose gewannen natürlich die Mariners Game 1 mit 3:1. Nach dem Marathon-Spiel zwei Tage zuvor zeigten die Mariners erneut bemerkenswerte Resilienz. Cal Raleigh egalisierte die Partie im sechsten Inning mit einem Home Run gegen Kevin Gausman, bevor Jorge Polanco mit zwei RBI-Singles den Unterschied machte. Bryce Miller, kurzfristig auf drei Tage Ruhezeit beschränkt, hielt Toronto in sechs Innings auf zwei Hits – eine kontrollierte, disziplinierte Vorstellung, die Seattles Pitching-Tiefe unterstrich. Der frühe Solo-Shot von George Springer blieb Torontos einziges Highlight. In den entscheidenden Momenten zeigte sich die größere Effizienz der Mariners-Offense, die Gausmans splitter lastete und fehlerfreie Relief-Arbeit von Muñoz und Co. nutzte. Mit dem Auswärtssieg übernimmt Seattle die Serienführung – historisch ein Vorteil (56 % Erfolgsquote bei Auswärtsteams nach Spiel 1) – und sendet ein deutliches Signal, dass der Traum vom ersten World-Series-Einzug real werden könnte.

Spiel 2 - 10:3 Mariners

Die Mariners dominierten die Blue Jays in Game 2 mit einem deutlichen 10:3-Sieg und bauen damit ihre Führung in der ALCS auf 2-0 aus. Julio Rodríguez schlug im ersten Inning einen 3-run Homer gegen Trey Yesavage, der seine überragende Performance aus der Yankees-Serie nicht wiederholen konnte. Er stabilisierte sich zwar im ersten Inning und schickte die nächsten 3 Batter mittels Strikeout zurück ins Dugout, gab am Ende aber dennoch 5ER in 4IP ab. Mit 0.222 wRC+ und nur 6 Hits lag die Jays-Offensive weit entfernt von ihrer bisherigen Playoff-Form und wurde vom Mariners Pitching, mit starken Leistungen von Logan Gilbert und dem Bullpen, dominiert. Entscheidend war auch Torontos Bullpen, das sechs verschiedene Pitcher einsetzen musste und 5 Runs abgab.

Spiel 3 - 13:4 Blue Jays

Die Blue Jays fanden in Game 3 zu ihrer Offensiven Form zurück und demolierten die Mariners mit 13-4. Nach zwei erfolglosen Heimspielen explodierten die Jays mit 18 Hits, darunter fünf Homeruns und vier Doubles. Vladimir Guerrero Jr. lieferte eine makellose 4-for-4-Vorstellung mit einem Homer und zerstörte jeden Ball mit Exit Velocities zwischen 103 und 108 mph. Toronto attackierte George Kirby früh im Count und produzierte 13 Balls mit über 100 mph, von denen elf zu Hits wurden. Shane Bieber stabilisierte sich nach Julio Rodríguez’ frühem Two-Run-Homer und warf sechs Innings mit nur zwei erlaubten Runs und acht Strikeouts, wobei er nach dem ersten Inning hauptsächlich auf Breaking Balls setzte. Andres Giménez, George Springer, Alejandro Kirk und Addison Barger komplettierten die Homerun-Show. Die Serie steht nun 2-1 für Seattle.​​​​​​​​​​​​​​​​

Spiel 4 - 8:2 Blue Jays

Die Blue Jays glichen die ALCS mit einem 8-2-Sieg in Game 4 aus und ließen die Mariners ihre Chancen verschwenden. Max Scherzer lieferte trotz 22-tägiger Pause eine herausragende Performance ab: 5.2 Innings, drei Hits, vier Walks und fünf Strikeouts. Der 41-Jährige pickoff’te sogar Leo Rivas und wehrte sich im fünften Inning erfolgreich gegen einen frühen Hook von John Schneider. Luis Castillo brach nach nur 2.1 Innings zusammen, erlaubte drei Runs und wurde nach einem Bases-Loaded-Walk durch Gabe Speier ersetzt. Andres Giménez zerstörte Castillo mit einem Two-Run-Homer auf einen 85-mph-Slider über der Mitte der Zone. Die Jays produzierten elf Hits, angeführt von Vladimir Guerrero Jr., Ernie Clement, Isiah Kiner-Falefa und Giménez mit jeweils zwei Hits. Seattle verspielte zahlreiche Gelegenheiten durch Baserunning-Fehler und verpasste es, frühe Chancen zu nutzen. Die Serie steht nun 2-2.​​​​​​​​​​​​​​​​

Spiel 5 - 6:2 Mariners

Die Mariners gewannen Game 5 mit 6:2 und standen damit einen Sieg vor ihrem ersten World Series-Einzug der Franchise-Geschichte. Das Spiel stand lange auf der Kippe. Bryce Miller kämpfte sich durch vier Innings, während Kevin Gausman auf der Gegenseite überzeugte und in 5.2 Innings nur einen Earned Run zuließ. Die Blue Jays führten 2:1 bis zum achten Inning, als Manager John Schneider Brandon Little anstatt seiner besten Reliever schickte. Cal Raleigh egalisierte sofort mit einem 348-Fuß-Homer. Nach zwei Walks eskalierte die Situation unter Seranthony Dominguez komplett. Ein Hit Batter lud die Bases, bevor Eugenio Suárez mit einem Grand Slam das 6:2 besiegelte. Toronto hatte mehrere Chancen liegen gelassen, darunter Bases Loaded im vierten Inning ohne Erfolg. Die Bullpen-Entscheidung kostete die Jays das Spiel.​​​​​​​​​​​​​​​​

Spiel 6 - 6:2 Blue Jays

Die Blue Jays setzten sich in Game 6 mit 6:2 gegen die Seattle Mariners durch und erzwangen damit das erste Game Seven in der Franchise-Geschichte der Mariners. Trey Yesavage lieferte eine starke Performance ab und warf 5.2 Innings mit sieben Strikeouts, obwohl er zweimal die Bases loaded bekommen hatte. In beiden Situationen arbeitete er sich durch Double Plays heraus. Die Jays generierten früh Offense durch Defensive Errors der Mariners, darunter Errors von Julio Rodriguez und Eugenio Suarez im zweiten Inning. Ernie Clement baute mit einem Triple und Addison Barger mit einem Homer den Vorsprung auf 4:0 aus. Vladimir Guerrero Jr. fügte im fünften Inning seinen sechsten Postseason-Homer hinzu. Seattle konnte offensiv wenig Druck aufbauen und schlug dreimal hintereinander in Double Plays, was seit 1953 nicht mehr in der Postseason vorkam. Logan Gilbert gab in nur vier Innings sieben Hits und zwei Homers ab. Josh Naylor verkürzte im sechsten Inning mit einem Solo-Shot auf 2:5, das half aber nichts mehr.

Spiel 7 - 4:3 Blue Jays

Die Blue Jays sicherten sich mit einem 4:3-Sieg in Game 7 den ersten World Series-Einzug seit 1993 und beendeten die historische Saison der Seattle Mariners. George Springer lieferte den entscheidenden Hit. Er schlug im siebten Inning einen Three-Run-Homer gegen Eduard Bazardo, nachdem Bryan Woo zuvor Addison Barger zum Leadoff-Walk auf Base gelassen und Isiah Kiner-Falefa eine Base Hit erzielt hatte. Shane Bieber erlaubte zwar sieben Hits in seinem Start, hielt Toronto aber mit nur zwei Earned Runs im Spiel. George Kirby zeigte für Seattle eine starke Performance mit vier Innings und drei Strikeouts, nachdem er im ersten Inning einen Springer-Walk zugelassen hatte, der zum ersten Run führte. Die Mariners gingen durch einen RBI-Single von Josh Naylor nach einem Julio Rodriguez-Double mit 1:0 in Führung. Solo-Homers von Rodriguez und Cal Raleigh brachten Seattle auf 3:1, doch Jeff Hoffman closte das Spiel im neunten Inning mit drei Strikeouts ab und sicherte den Sieg für Toronto.​​​​​​​​​​​​​​​​

Zusammenfassung

Welch ein Kontrast der ALCS im Gegensatz zur NLCS. Die NLCS wurde in 4 Spielen entschieden und die ALCS nicht weniger spektakulär aber auch viel spannender.

Seattle startete furios, dominierte die ersten beiden Partien in Toronto und schien auf direktem Kurs Richtung World Series, viel sprach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr für die Blue Jays. Doch Toronto reagierte mit der ganzen Routine eines Playoff-erfahrenen Kaders, angeführt von Vladimir Guerrero Jr. und George Springer verwandelten die Blue Jays ein 0–2 in ein 3–3, bevor sie im entscheidenden Spiel 7 vor heimischem Publikum triumphierten.

Die Serie war ein Sinnbild für die gegensätzlichen Philosophien beider Teams. Die Mariners vertrauten auf Power und schlugen 14 Homeruns in sieben Spielen, doch ihre schwächelnde Defensive und der ermüdete Bullpen (ERA 5.16) nach der langen ALDS forderten dann doch ihren Tribut. Toronto dagegen überzeugte mit tiefem Lineup, diszipliniertem Pitching und herausragender Defensive. Besonders auffällig: das Jays-Bullpen (2.31 ERA in den letzten drei Spielen) und die Nervenstärke in entscheidenden Situationen.

MVP der Serie wurde George Springer, der in sieben Spielen .276/.364/.690 bei einem OPS von 1.054 schlug, drei Homeruns erzielte und in Spiel 7 den entscheidenden Three-Run-Shot lieferte.

Milwaukee Brewers @ Los Angeles Dodgers

Spiel 1 - 2:1 Dodgers

Blake Snell dominierte die Dodgers-Offensive in NLCS Game 1 mit einer überragenden Leistung. Er ging acht Innings, bei einem Hit, zehn strikeouts und 0 Runs. Der Linkshandwerfer brauchte lediglich 103 Pitches und retired nach einem pickoff im dritten Inning 17 straight Batter. Freddie Freeman sorgte mit einem Solo-Homer im sechsten Inning für die 1:0 Führung, bevor Mookie Betts im neunten Inning mit Bases loaded einen walk zog und so für die 2:0 Führung sorgte. Das skurrile Highlight des Spiels war ein 8-6-2-Double Play. Max Muncy schlug mit bases loaded einen fly ball, der von der center field wall zurück in Sal Frelicks Handschuh prallte und zum Double Play führte. Trotz einer Rally im neunten Inning der Brewers, die Blake Treinen dann mit einem Strikeout beendete, endete Game 1 mit 2-1 für die Dodgers.

Spiel 2 - 5:1 Dodgers

Die Dodgers setzten ihre dominante Postseason-Form fort und besiegten die Brewers mit 5-1 in Game 2 der NLCS. Yoshinobu Yamamoto lieferte nach seinem schwachen NLDS-Auftritt eine historische Leistung ab: Er warf das erste Complete Game der Dodgers in einem Postseason-Spiel seit 21 Jahren und benötigte dafür nur 111 Pitches. Nach Jackson Chourios Leadoff-Homer zum 1-0 erlaubte Yamamoto lediglich zwei weitere Singles und einen Walk, während er seine letzten 14 Batter in Folge ausschaltete. Die Brewers kamen nie in Scoring Position gegen ihn. Offensiv schlugen Teoscar Hernández seinen vierten Postseason-Homer und Max Muncy brach mit seinem 14. Karriere-Playoff-Homer den Dodgers-Franchise-Rekord. Freddy Peralta konnte trotz solidem Start die Offense nicht lange in Schach halten. Die Dodgers führen nun 2-0 und kehren nach Los Angeles zurück.​​​​​​​​​​​​​​​​

Spiel 3 - 3:1 Dodgers

Die Dodgers gewannen Game 3 der NLCS mit 3-1 und stehen nun einen Sieg vor dem World Series-Einzug. Tyler Glasnow warf solide 5 2/3 Innings mit acht Strikeouts und einem erlaubten Run, bevor die Bullpen-Kombination aus Alex Vesia, Blake Treinen, Anthony Banda und Roki Sasaki die letzten zehn Outs sicherte. Jacob Misiorowski zeigte eine beeindruckende Performance mit neun Strikeouts in fünf Innings, brach aber im sechsten Inning. Will Smith, Freddie Freeman und Tommy Edman produzierten die entscheidenden Hits zur 3-1-Führung, die durch Abner Uribes Pickoff-Fehler komplettiert wurde. Die Dodgers-Rotation hält bei einer ERA von 1.543 in dieser Postseason. Ein Schatten fiel auf das Spiel, als Jackson Chourio mit Krämpfen ausschied, später aber für Spiel 4 als spielfähig eingestuft wurde. Milwaukee bleibt offensiv stecken mit nur vier Hits.​​​​​​​​​​​​​​​​

Spiel 4 - 5:1 Dodgers

Die Dodgers setzten sich in Spiel 4 der NLCS mit 5:1 gegen Milwaukee durch und komplettierten den Sweep. Shohei Ohtani lieferte eine historische Performance ab. Er warf sechs scoreless Innings mit zehn Strikeouts und schlug drei Home Runs, darunter einen 469-Fuß-Blast im vierten Inning. Los Angeles entschied die Partie bereits im ersten Inning, als Ohtani mit einem 446-Fuß-Homer gegen Jose Quintana traf und zwei weitere Runs folgten. Quintana kam nach nur zwei Innings vom Mound. Chad Patrick stabilisierte Milwaukees Bullpen mit vier starken Innings, doch die Offense blieb weitgehend wirkungslos. Jackson Chourio schlug zwar ein Double im vierten Inning, doch Milwaukee ließ den Runner auf Third stranded. Die Dodgers gewährten in der gesamten Serie nur vier Runs und kehren als erste Titelverteidiger seit den Phillies 2009 in die World Series zurück.​​​​​​​​​​​​​​​​

Zusammenfassung

W-O-W. Was für eine Serie mit was für einem Ende. Nicht, weil die Serie so spannend gewesen wäre, sondern wie dominant das Dodgers Pitching war und mit welch überragender (bzw. einmaliger) Performance von Shohei Ohtani die Serie endete.

Die Dodgers hatten das ganze Jahr Probleme mit dem Starting Pitching, denn fast alle Pitcher waren während des Jahres verletzt und der Bullpen musste viele Innings covern. Jetzt, in den Playoffs, sind die Starting Pitcher rechtzeitig fit und frisch. In vier Spielen, ließen sie vier Runs zu, das sind Videospiel-Zahlen. Blake Snell setzte den Ton in Game 1, Yamamoto lieferte das historische Complete Game in Spiel 2, und der Bullpen funktionierte auch wie ein Schweizer Uhrwerk. Der Starting Pitching ERA von 1.54 spricht Bände. Und dann kam Ohtani. Drei Home Runs als Pitcher, zehn Strikeouts UND drei Homeruns in einem Postseason-Spiel. Das hat die Baseball-Welt noch nicht gesehen. Sein 469-Fuß-Homer im vierten Inning war nur das i-Tüpfelchen einer Performance. Und dabei sah er nicht mal sehr glücklich sondern eher determiniert aus. Bisher hatte er offensiv in der Serie noch nicht viel zu stande gebracht.

Milwaukee dagegen konnte offensiv einfach nichts entgegensetzen. Jackson Chourio versuchte es, aber ein Leadoff-Homer und ein paar verstreute Hits reichen nicht gegen diese Dodgers-Rotation. Die Brewers ließen Runner auf den Bases zurück, produzierten gerade mal vier Hits in Spiel 3. Die Dodgers sind zurück in der World Series, als erster Titelverteidiger, die es seit den 2009er Phillies dorthin geschafft haben. Und wenn sie so weiterpitchen, wird es verdammt schwer, sie zu stoppen.​​​​​​​​​​​​​​​​

World Series Dodgers vs Blue Jays

Ab Freitag stehen sich nun als die Dodgers und Blue Jays in der World Series gegenüber. Das Monster-Pitching (Postseason-ERA: 2.45) der Dodgers gegen die starke Offensive der Blue Jays (20HR und 71 Runs in 11 Postseason Games). Die Monster-Offense der Dodgers (13HR und 46 Runs in 11 Postseason Games) gegen das nicht ganz so starke Pitching der Blue Jays (Postseason-ERA: 4.36). Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass die Blue Jays hier eine richtige Chance haben. Sie starten zu Hause und können dort hoffentlich die Euphorie ausnutzen. Außerdem kommt Bo Bichette zurück ins Lineup. Wenn sie zu Hause beide Spielen gewinnen können und den Dodgers ein Spiel in Los Angeles klauen können, könnten sie eventuell eine Chance haben. Wenn sie zu Hause ein Spiel verlieren, könnte diese Serie schnell vorbei sein.

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