The State of the San Francisco Giants

Published on 3 July 2025 by Stefan Dillinger

Liebe Baseballgemeinde,

mit diesem Artikel will ich mal etwas anderes versuchen und den Blick auf ein Team werfen. In dem Fall fange ich natürlich mit meinem Lieblingsteam, den San Francisco Giants, an. Eventuell ist es der Beginn einer losen Serie, mal sehen.

Es hätte alles so schön sein können. Anfang Juni standen die San Francisco Giants gleichauf mit den Dodgers an der Spitze der NL West. Mit einem beeindruckenden Rekord von 41-31 und einem positiven Run Differential von +45 schienen die Giants endlich bereit, in der hochkompetitiven NL West mitzuspielen. Mit einer Serie im Dodgers Stadium hatte man sogar die Chance sich an die Spitze der Division zu setzen.

Jetzt, nur wenige Wochen später, sieht die Realität völlig anders aus. 13 Niederlagen aus 18 Spielen, eine Offense ohne Leben, ein Bullpen, der seine einstige Stärke eingebüst hat und regelmäßig implodiert, und neun Spiele Rückstand auf die Dodgers. Die größte Neuigkeit der Woche? Eine Vertragsverlängerung für Bob Melvin. Ja, genau – während das Team in einem Slump steckt, bekommt der Manager einen neuen Vertrag.

Also lasst uns drüber reden.

Status Quo

Die Giants haben sich in wenigen Wochen regelrecht aus dem Rennen katapultiert. Was vor Kurzem noch sehr gut aussah ist binnen weniger Wochen (vielleicht sogar Tagen) implodiert. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Aus einer Mannschaft, die zeitweise zu den Top 3 der Liga bei Team-ERA gehörte, ist ein Team geworden, das in entscheidenden Momenten regelmäßig versagt.

Nach der Serie gegen die Dodgers, stand eigentlich der leichteste Stretch der Saison mit Spielen gegen die White Sox und Marlins an. Aber weder gegen die White Sox noch gegen die Marlins konnte man überzeugen, sondern verlor diese Serien vorallem durch absurde Fehler auf den Bases oder generell in der Defensive.

Die Probleme

Die Probleme sind Vielfältig. Zum einen haben sich Schlüsselspieler verletzt: Chapman, Schmidt, Flores. Leider ist die Tiefe des Teams nicht ausreichend um diese Ausfälle zu ersetzen. Die Bank ist dünn und die Unterstützung aus den Minor Leagues dürftig. Wenn ein Team in der MLB keine Tiefe hat, fällt jede Verletzung noch stärker ins Gewicht.

Zum Anderen haben einige Spiler nach der Hälfte der Saison ein Leistungstief. Als Beispiel seien Jung Hoo Lee und Patrick Bailey genannt. Lee, kam zwar mit großen Erwartungen aus Korea, nun scheint im zur Hälfte des Spielplans aber etwas die Luft auszugehen.

Und dann kommen noch die fehlenden Fundamentals dazu: Schlechtes Baserunning, defensive Aussetzer, mangelndes situational hitting – all die kleinen Dinge, die über Sieg und Niederlage entscheiden, funktionieren nicht mehr. Brett Wisely wird zwei Tage in Folge auf den Bases ausgemacht, Ryan Walker balkt einen Run nach Hause, Hayden Birdsong wirft zehn Balls in Folge und kassiert dann einen Three-Run-Homer.

Die Lösungsansätze

Inmitten dieses Chaos gab es dennoch einen Moment der Hoffnung: Der Rafael Devers Trade. Am Father's Day tradeten die Giants den All-Star von den Red Sox im Austausch für Kyle Harrison, Jordan Hicks, James Tibbs III und Jose Bello. Dieser Trade war mehr als nur eine Personalentscheidung – er war eine Aussage.

Devers bringt den Giants genau das, was dem Team jahrelang gefehlt hat: einen bewährten Power-Hitter mit Star-Qualitäten. Seine Statistiken sprechen für sich: .272/.401/.504 mit 15 Home Runs zum Zeitpunkt des Trades. Für die Giants bedeutet dieser Trade den ersten Spieler mit 30+ Home Run Potenzial seit Barry Bonds im Jahr 2004.

Aber auch hier gibt es Probleme. Mit Matt Chapman bereits etabliert auf der Third Base muss das Team kreative Lösungen finden. Chapman, der mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet ist und defensiv überragende Leistungen zeigt, wird nicht einfach zu verschieben sein. Die Integration von Devers wird ein echter Test für das Coaching-Team. Seit Devers bei den Giants ist schlägt er .210/.310/.403 mit 3HR und 7RBI; sein Batting Average mit Runners in scoring Position ist .100. Ich hoffe sehr dass das noch der Anpassungsprozess ist und sich das nach dem Allstarbreak verbessert.

Dann kam die Nachricht, die etwas komisch anmutete: Bob Melvin bekommt eine Vertragsverlängerung. Mitten in der miesesten Phase der Saison. Eigentlich hätte man sich da genau das Gegenteil erwartet. Einen Austausch im Coaching-Staff, vielleicht des hitting Coaches,aber nicht eine Vertragsverlängerung des Headcoaches. Bob Melvin ist kein schlechter Manager. Er ist erfahren, respektiert, hat überall ein paar Erfolge vorzuweisen. Aber dieser Zeitpunkt?

Eine Theorie besagt, dass eine Vertragsklausel bis zum 1. Juli gezogen werden musste. Wenn das stimmt, ist der Zeitpunkt zumindest erklärbar. Wenn nicht, dann ist es einfach nur ein komisches Zeichen zu einem komischen Zeitpunkt.

Kerry Crowley sieht darin einen symbolischen Akt: Buster Posey hat keine anderen Hebel mehr. Die Offense hängt, das Lineup ist dünn, aus AAA kommt nichts. Also setzt er auf ein Zeichen der Stabilität. Aber für die Fans wirkt es wie ein Schlag ins Gesicht. Die Giants versinken im Mittelmaß, und der Manager kriegt einen neuen Vertrag?

Buster Posey hingegen sagt: Nicht der Coaching Staff, sondern die Spieler sind verantwortlich. Aber wer sich die Offense ansieht, wer sieht, wie Jung Hoo Lee regelrecht verblasst, der kann sich ein paar Fragen nicht verkneifen. Lee hat alle Werkzeuge eines guten Hitters, aber der Coaching Staff scheint keine Lösungen zu liefern. Auch Randy Rodríguez, einer der wenigen Lichtblicke im Bullpen, wird von Melvin nur zögerlich eingesetzt – da könnte mehr gehen, gerade bei den aktuellen Schwächen im Relief Pitching.

Die Pitching-Seite funktioniert größtenteils noch. Logan Webb bleibt der Fels in der Brandung mit einem 2.23 ERA im Juni. Jedes Mal ein Kampf gegen die Umstände, aber er gibt dem Team konstant eine Chance; wenn sie denn offensiv liefern. Und auch Randy Rodríguez liefert – wenn er denn darf.

Seit diesem Jahr hat Buster Posey das Ruder übernommen. Und der macht vor die Dinge anders als aein Vorgänger. Wo Farhan Zaidi mit Geduld, detailversessenen Moves über die Waiver Wire und 40-Man-Roster-Verschiebungen arbeitete, hat Posey in kürzester Zeit große Moves durchgezogen: Rafael Devers, Willie Adames, Bob Melvin. Große Namen, große Verträge – aber auch große Risiken.

Das Problem ist, dass Posey einen dünnen Kader übernommen und bisher wenig getan hat, um die Tiefe zu verbessern. Die Farm ist leer und statt auf kleine, pragmatische Korrekturen und Verbesserungen zu setzen, kommen große Moves die natürlich ein größeres Risiko haben.

Wie geht es weiter?

Die NL West bleibt zweifellos eine harte Division. Die Los Angeles Dodgers führen souverän mit einem Run Differential von +78 und 8.5 Spielen Vorsprung. Die San Diego Padres sind aktuell auf Platz 2, ein halbes Spiel vor den Giants. Die Division scheint nun wieder fest in der Hand der Dodgers und die Playoffs nur über die Wildcard erreichbar. Dort haben die Giants einen Rückstand von einem halben Spiel auf San Diego und St. Louis. Bis zum Allstar-Break spielen die Giants noch gegen die Athletics, die Phillies und Dodgers. Nicht gerade das einfachste Programm. Danach geht es gegen die Blue Jays, Braves und die Mets. 4 der 6 Teams haben eine Bilanz von über .500. Der Juli könnte die Giants also entscheidend zurückwerfen.

Gestern haben sie immerhin in Extrainnings gegen die Diamondbacks gewonnen und so zumindest vorübergehen die Blutung gestoppt. Heute könnten sie den Serien-Split holen und hoffentlich mit Schwung nach Sacramento fahren und dort ein paar Siege holen. Hoffen wir das Beste!


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